Wir sind uns einig: Kinder brauchen zum Aufwachsen optimale Bedingungen. Dazu gehören auch gute Kitas. Die Kitas sind für die frühkindliche Entwicklung von besonderer Bedeutung. Kinder lernen den Umgang mit anderen durch ständige Interaktion. Rücksicht auf kleinere Kinder zu nehmen, sich zu entschuldigen und zu bedanken, andere ins Spiel mit einzuschließen, hinter sich selbst aufzuräumen und zu teilen – das lernen Kinder von und miteinander.
Uns eint die Überzeugung, dass wir attraktive Kitas flächendeckend brauchen, Kitas, die optimale Bedingungen für unsere Kinder bieten. Das ist nur zu gewährleisten, wenn die dort Beschäftigten, die mit und für unsere Kinder arbeiten, sehr gute Bedingungen haben. Und wir müssen es gleichzeitig schaffen, allen Kindern ein gutes, qualifiziertes Angebot zu machen. Die quantitative Frage ist auch eine soziale Frage, gerade für die Kinder, die die höchsten Förderbedarfe haben, stehen noch viel zu wenig Plätze zur Verfügung. Auch das wollen wir schnellstmöglich ändern.
Abschließende Antworten auf all diese Fragen waren innerhalb von zwei Tagen nicht zu erwarten. Allerdings war der Kitagipfel geprägt von guten Diskussionen, intensiver Arbeit in den Arbeitsgruppen und eines regen Austausches. Als Auftakt für einen gemeinsamen Prozess ist der Gipfel gut geeignet und das große Interesse an dem Gipfel unterstreicht das. Wir müssen und werden weiter miteinander im Gespräch bleiben, weiter gemeinsam an konkreten Lösungen und Umsetzungsschritten arbeiten. Wir brauchen einen Kita-Pakt aller beteiligten Interessengruppen und demokratischer Parteien. Erste Ansätze und konkrete Maßnahmen für einen Kita-Pakt haben wir bereits miteinander gefunden:
• Verkürzung der Ausbildung
Um mehr Menschen für die Erzieher:innen Ausbildung zu gewinnen, soll geprüft werden, wie eine Verkürzung der Ausbildung bis zum Abschluss staatlich geprüfte Erzieher:in möglich ist. Eine Möglichkeit ist es, dass Anerkennungsjahr wegfallen zu lassen und die von der Fachschule abgehenden Erzieher:innen im erstes Jahr ihrer der Arbeit in der Entgeltgruppe TVöD S8 a oder b jeweils in der Stufe 1 zu beschäftigen. Die Vorbereitung auf die staatliche Anerkennung muss dann im Dienstplan integriert werden. Die Kräfte sind auf den Personalschlüssel anteilig anzurechnen.
• Führungs- und auch Fachkarrieren ermöglichen
Durch gezielte und verstärkte Personalentwicklung soll den Erzieher:innen und So- zialpädagog:innen mehr Perspektiven zur beruflichen Weiterentwicklung geboten werden. Die Berücksichtigung von fachlichen Schwerpunkten der einzelnen Fach kraft müssen stärker in den Organisationstrukturen (z.B. im Bereich Inklusion, als Ausbildungskoordinatorin, etc.) betont werden. Hierbei müssen beratende, beglei- tende und lehrende Fähig- und Fertigkeiten von älteren berufserfahrenden Kol- leg:innen gezielt gefördert werden.
• Ausweitung der Ausbildungskapazitäten
Um den Mehrbedarf an Plätzen sowie die langfristige Verkleinerung von Gruppen personell zu decken, benötigen wir mindestens doppelt so viele Ausbildungskapa- zitäten wie bisher. Da für bestimmte Zielgruppen PiA ein attraktives Ausbildungs- angebot ist, sollten die Plätze schrittweise erhöht werden mit dem Ziel der Ver dreifachung. Gleichzeitig muss viel stärker als bisher, vor allem in Abschlussklas- sen, für die Vorzüge der InRA-Ausbildung geworben werden. Wir werden die not- wendige Erweiterung und Weiterentwicklung unserer Fachschulen kooperativ, ge- meinsam mit den Schulleitungen, der Verwaltung, den Trägern, den Beschäftigten, ihren Interessenvertretungen und den Gewerkschaften, konzeptionieren und be- gleiten.
• Finanzen und Bau:
Wir brauchen jetzt zusätzliche 5.000 Kita-Plätze in der Stadtgemeinde Bremen, die sehr schnell geschaffen werden müssen. Die damit verbundenen Herausforderungen sind gewaltig und erfordern eine sichere Finanzgrundlage, neue Instrumente und Maßnahmen. Der Bau von zusätzlichen rund 50 Kitas kostet rund 450 Mio. Euro. Diese enormen Investitionen müssen jetzt abgesichert wer- den. Kitabauten werden zudem bislang regelmäßig als Einzelprojekte mit individu- eller Gestaltung realisiert. Um schneller zu werden, brauchen wir eine serielle Pla- nung und Realisierung. Auch die Wertgrenzen der Richtlinie Bau für vereinfachtes Bauen müssen nach oben auf 10 Mio. € angepasst werden, um zügig arbeiten zu können.
• Neue Wege in die Betreuungs- und Erziehungsarbeit:
Neben der massiven Steigerung der regulären Ausbildung brauchen wir auch neue Wege für Personen, die in unseren Kitas arbeiten wollen. Wir müssen auch für Menschen, die die formalen schulischen Qualifikationen nicht vorweisen können, den Weg in die Arbeitswelt der Kitas eröffnen, wo sie als Zweit- und/oder Dritt- kräfte eingesetzt werden.
• Neue Kitas in Quartieren mit besonderen Herausforderungen
Die neuen Einrichtungen werden überwiegend dort entstehen wo die Herausforde- rungen besonders groß sind. In diesen Quartieren brauchen wir die besten Kitas, mit der besten Ausstattung und den besten Konzeptionen. Speziell in diesen Ein- richtungen muss mit der Verkleinerung der Gruppen begonnen werden und das Qualifikationsniveau der Fachkräfte gesteigert werden. Die konkrete Ausgestal- tung und Konzeptualisierung dieses Vorgehens muss bei der Fortsetzung des KiTa Gipfel bearbeitet werden.
Wir müssen, wir können die Aufgaben und Probleme nur bewältigen, wenn alle Beteiligten – Beschäftigten wie Eltern, Behörden wie Träger, Gewerkschaften und Politik – gemeinsam miteinander daran arbeiten. Wir machen weiter. Wir sind verabredet, den vor uns liegenden Prozess und den Ausbau gemeinsam, dialogorientiert und solidarisch anzugehen. Wir bleiben dazu im gemeinsamen Gespräch in den verschiedenen Arbeitszusammenhängen, Gremien und politischen Gesprächskreisen. Und wir werden den hier begonnen Diskurs weiter fortsetzen. Noch in diesem Jahr im Herbst wollen wir auf einer Fortsetzung des Gipfels über den erreichten Stand und den weiteren Weg mit allen Beteiligten beraten.
Das ist ein gemeinsames Resümee des Kita-Gipfels, das von Sascha Aulepp (SKB) und Dr. Ernesto Harder (DGB) unterzeichnet wurde.